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Sicher ist sicher: das agile Framework SAFe®

SAFe

Agiles Vorgehen mit Instrumenten wie Scrum oder Kanban ist besonders in Softwareprojekten heutzutage vielerorts bereits Standard. Doch diese Methoden konzentrieren sich darauf, ein einzelnes Team in der agilen Projektarbeit zu unterstützen. Wir haben schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass es ein komplettes Ökosystem braucht, das eine Ausrichtung vorgibt, wenn ein ganzes Unternehmen den Change-Prozess hin zu einer agilen Organisation durchlaufen möchte. In erste Linie sollte dafür Sorge getragen werden, dass sich Teams nicht gegenseitig in der Entwicklung blockieren und somit Verzögerungen entstehen, denn insbesondere im digitalen Zeitalter ist Time-to-Market ein erheblicher Wettbewerbsvorteil. Deshalb möchten wir Ihnen in diesem Artikel die Basics des Scaled Agile Framework® (SAFe®) näherbringen.

Was bedeutet Business Agilität?

Da das übergeordnete Ziel von SAFe® das Erreichen von Business Agilität darstellt, setzen wir uns vorab etwas mit diesem Begriff auseinander.

Damit ein gesamtes Business agil werden kann, braucht es wie bereits erwähnt ein komplettes Ökosystem. Zum einen die technischen Grundvoraussetzungen und zum anderen das Commitment aller Beteiligten, sich auf eine derartige Transformation einzulassen, die meist ein radikales Umdenken bedeutet. Es geht weg von detaillierten Projektaufträgen, die ein perfektes Produkt bis ins kleinste Detail beschreiben, hin zur Entwicklung eines MVP (Minimal Viable Product), Develop on Cadence (stetige Entwicklung in einem gewissen Rhythmus) und Release on Demand, also die Produktivsetzung auf Anfrage. Da Menschen Veränderungen bekannterweise aber meist skeptisch gegenüberstehen, kann dies eine große Hürde darstellen, die es zu überwinden gilt. Ein weiterer großer Unterschied zu traditionellen Methoden ist, dass die KundInnen im Mittelpunkt stehen und bestimmen, wann welche Teile z.B. einer Software produktiv gesetzt werden.

Die 7 Felder der Business Agilität

Das Ziel von SAFe® stellt Kundenzentrierung dar. Um dieses Ziel wurden sieben Felder definiert, die Business Agilität ausmachen.

  • Team- und technische Agilität: Um bereichsübergreifenden Teams eine effiziente und qualitativ hochwertige Arbeit zu ermöglichen, die möglichst wenige Abhängigkeiten und Leerlaufzeiten beinhaltet, muss dies vom Unternehmen sowohl technisch als auch organisatorisch ermöglicht werden.
  • Agile Auslieferung von Produkten: Der Kunde/die Kundin steht im Zentrum der Produktentwicklung. Mit Methoden wie Design Thinking wird dafür gesorgt, dass Produkte nicht an den KundInnen vorbei sondern gemeinsam entwickelt werden. Produkte werden zudem permanent weiterentwickelt und in einem kontinuierlichem Rhythmus bereitgestellt.
  • Bereitstellung von Unternehmenslösungen: Um teamübergreifend agieren zu können, wird die ganze Lieferkette betrachtet und koordiniert.
  • Lean Portfoliomanagement: Ein schlankes Portfoliomanagement optimiert das Zusammenspiel von Strategie, Finanzierung und Durchführung. Zu viel Bürokratie verhindert die Aglität.
  • Agilität der Organisation: Das richtige Mindset aller Beteiligten gilt als Erfolgsfaktor, da auf Möglichkeiten und Risiken möglichst schnell reagiert werden sollte. Offenheit und Feedback sind wichtige Eigenschaften, die die Mitarbeitenden haben sollten.
  • Kultur des kontinuierlichen Lernens: Jede/r in der Organisation sollte gemeinsam lernen und wachsen. Erfahrungen zu machen und herauszufinden, wie man Lösungen künftig besser gestalten kann, gehört mit zum Prozess.
  • Lean-agiles Leadership: Die Zeiten des klassischen Managements sind längst vorbei. Im Lean-aglien Leadership geht es darum, als Vorbild zu agieren, die Unternehmenswerte zu leben und andere zu inspirieren.

Was ist SAFe®?

SAFe® gilt als weltweit führendes Framework für Agilität in Unternehmen und unterstützt dabei, dass Organisationen im digitalen Zeitalter Produkte und Dienstleistungen schneller und aufgrund der größeren Kundenzentrierung mit höherer Qualität liefern können. Time-to-Market und Fehlerreduzierung lauten abgesehen von der Möglichkeit einer unternehmensweiten Organisation einzelner Teams die Hauptargumente zur Nutzung dieses Frameworks. Dabei geht es unter anderem darum, Bottlenecks zu identifizieren und zu überwinden, damit sich Teams nicht gegenseitig blockieren und Leerlaufzeiten entstehen.

SAFe® 5 for Lean Enterprises stellt eine Wissensbasis bewährter, integrierter Prinzipien, Praktiken und Kompetenzen zur Erreichung dar. Auf der interaktiven SAFe-Website kann jedes Element des umfangreichen Frameworks genauer unter die Lupe genommen werden, es empfiehlt sich allerdings, sich vorab etwas mit SAFe® zu beschäftigen und sich die Erklärungen auf der Website durchzulesen, da die Darstellung sehr umfangreich ist:

Quelle: https://www.scaledagileframework.com/

Kernwerte von SAFe®

Das Framework beschreibt vier zentrale Kernwerte, die insbesondere im Mindest der Führungskräfte aber auch dem der Mitarbeitenden verankert sein sollten. Es ist Aufgabe des Managements, diese Werte zu kommunizieren und vorzuleben.

  • Alignment
    Schnell aber in die falsche Richtung zu laufen bringt niemanden ans Ziel. Deshalb ist es enorm wichtig, die gesamte Organisation auf die Geschäftsziele des Unternehmens auszurichten. Nur wenn Mission, Vision und Strategie allen Mitarbeitenden klar ist, kann auf schnelle Veränderungen teamübergreifend reagiert werden. Daily Stand-ups, KANBAN-Boards, Review-Meetings, das Product Backlog, Iteration Planning-Meetings sowie System Demos helfen dabei, dass alle agilen Teams an einem Strang ziehen und eine gemeinsame Vision erfolgreich umsetzen können.
  • Built-in Quality
    Ein hoher Qualitätsstandard soll während des gesamten Entwicklungszyklus gewährleistet sein, um zeitintensive Nacharbeiten zu reduzieren. Dies wird mit dem kontinuierlichen Testen kleinerer Elemente eines Produkts oder einer Dienstleistung erreicht. Außerdem werden unterschiedlichste Arten von Tests verwenden, die wenn möglich automatisiert durchgeführt werden. Gemeinsam erfolgt eine „Definition of Done“ – die Festlegung des Zustands, an dem ein Produktteil als fertig entwickelt gilt.
  • Transparenz
    Um eine hohe Qualität von Produkten zu garantieren, ist Offenheit und eine moderne Fehlerkultur nötig. Teams und Management müssen gegenseitiges Vertrauen schaffen, was Zeit in Anspruch nimmt. Voraussetzung für das Schaffen von Vertrauen ist Transparenz, die durch unterschiedliche SAFe-Praktiken gefördert wird. So können etwa alle Projektbeteiligten einen Blick in das Portfolio-KANBAN oder das Backlog werfen und sehen, welche Themen für künftige Entwicklungen geplant sind. In System Demos zeigen sich die Teams gegenseitig, welche Entwicklungen sie in den letzten Sprints vorangetrieben haben und Retrospektiven ermöglichen Austausch über mögliche Verbesserungen des Produkts oder des Prozesses. Somit ist jede/r im Bilde darüber, woran aktuell gearbeitet wird und welche Entwicklungen bereits umgesetzt wurden.
  • Programmdurchführung
    Ohne die erfolgreiche Arbeit der EntwicklerInnen könnten keine Produkte entstehen, weshalb SAFe starken Fokus darauf legt, dass die für die Durchführung der Arbeit nötigen Systeme einwandfrei laufen. Sobald ein Team Schwierigkeiten bei der Entwicklung feststellt, gibt es Routinen und Meetings, die dabei helfen, Stolpersteine aus dem Weg zu räumen und Herausforderungen zu bewältigen. Beispielsweise verfügt jedes Team über einen SrumMaster, dessen Auftrag es ist, sämtliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Unstimmigkeiten zu klären. Das regelmäßige Aufräumen des Backlogs sowie das Entfernen von vielleicht inzwischen überholten Features hilft dabei, keinen zu großen Arbeitsspeicher anzuhäufen, der für Verwirrung und Demotivation sorgen könnte.

Das SAFe®-House of Lean

  • Wert
    Die agile und schlanke Mentalität ist im SAFe House of Lean dargestellt. Das Dach und somit das Herzstück des Gebäudes stellt der Wert dar. Produkte und Dienstleistungen sollen von höchster Qualität und für Menschen und Gesellschaft wertstiftend sein. Um das zu erreichen, gibt es im Framework vorgesehene Iterationen, die es ermöglichen, an Innovationen zu arbeiten und ausreichend Zeit, eine umfangreiche Planung durchzuführen.
  • Respekt für Menschen und Kultur
    Die erste Säule steht für Menschen und Kultur. Da die Menschen die wertstiftende Arbeit erbringen, nehmen sie diesen zentralen Punkt ein. Weiters steht der/die KundIn bzw. KonsumentIn im Mittelpunkt, welche/r im Rahmen des SAFe®-Umfelds als Person definiert wird, die die geleistete Arbeit konsumiert.
  • Flow
    Um im Flow – also dem Zustand, in dem die Arbeit wunderbar einfach von Hand geht – bleiben zu können, ist es nötig, die nachhaltige Wertschöpfung kontinuierlich zu optimieren und Veränderungen zu verstehen, zu nutzen und zu managen.
  • Innovation
    Um Innovation erfolgreich umzusetzen, muss Zeit und Raum hierfür geschaffen werden. Zudem setzt man im SAFe®-Framework auf Methoden des Design Thinkings. Experimente und das frühe Einholen von Feedback sowie eine moderne Fehlerkultur gelten als Erfolgsfaktoren.
  • Kontinuierliche Verbesserung
    Stetige Weiterentwicklung zielt darauf ab, dass Prozesse und Produkte permanent verbessert werden. Das wird durch Retrospektiven und z.B. Inspect & Adapt Workshops gefördert.
  • Leadership
    Das Fundament des Hauses basiert auf Leadership. Führungskräfte sollten ein Growth Mindset haben, mit gutem Beispiel vorangehen und Werte und Prinzipien von Lean-Agile und SAFe® vorleben. Nur so kann im Unternehmen ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich Menschen entwickeln können.
Quelle: https://www.scaledagileframework.com/lean-agile-mindset/

Ist SAFe® für jede Organisation geeignet?

Wie bei allen Frameworks hat auch SAFe® nicht nur Vorteile. Aufgrund der hohen Komplexität, müssen die handelnden Personen ausreichend geschult werden. Besonders die Umstellung auf ein agiles Framework bedingt einen Change im Mindset der gesamten Organisation, der häufig nicht einfach von der Hand geht und jedenfalls einige Zeit in Anspruch nimmt. Bis ein Unternehmen ein neues Framework so etabliert hat, dass die Prozesse einwandfrei laufen, braucht es einige Iterationen und einiges an Geduld. Auch sobald die Routinen erfolgreich etabliert wurden und alle Teams an die Regelmeetings und regelmäßigen Deployments in kurzen Zeitabständen gewohnt sind, wird der Prozess mit diversen Retrospektiven betrachtet und so immer weiter optimiert. SAFe® stellt demnach kein Framework da, das einmal implementiert wird und keine spätere Adaptierung erfordert. Das SAFe®-Framework sollte an die Eigenschaften der Organisation angepasst und stetig weiterentwickelt werden.

Allein aufgrund des hohen Aufwandes sollte man sich vorab Gedanken darüber machen, ob das Framework das richtig für das eigene Unternehmen ist. Jedenfalls eignet sich SAFe® eher für große Unternehmen, insbesondere, wenn es viele Abhängigkeiten zwischen einzelnen Teams gibt. Eine Alternative zu SAFe® stellt LeSS dar – Large Scale Scrum. Über dieses Framework werden wir demnächst einen weiteren Artikel verfassen.

Ist SAFe® etwas für Sie?

Detaillierte Infos und alles, was Sie über das Framework wissen müssen, finden Sie auf der Website von SAFe®. Zudem werden online viele verschiedene Lern- und Zertifizierungs-Möglichkeiten angeboten. Wenn Sie überlegen, SAFe in Ihrem Unternehmen einzuführen, gilt es allerdings, viele Punkte zu beachten. Wir stehen Ihnen sehr gerne mit unserer Erfahrung beratend und mit weiteren Informationen zur Seite – kontaktieren Sie uns! hello@projektmanege.com

Quelle: https://www.scaledagileframework.com/

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